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Je mehr ich mich anstrengte, umso schlimmer wurde es

Aktualisiert: 1. Aug.

Eigentlich war alles, wie immer:

Ich war morgens schlaftrunken aus dem Bett gekrochen, fühlte mich nicht erholt, tappte im Morgengrauen in die Küche und nach dem ersten Kaffee die Treppe hoch, um meine Kinder zu wecken und fertig zu machen. Ich kletterte die Treppe zum Hochbett hinauf, gab jedem einen guten Morgen Kuss und einen Moment, in der Realität anzukommen ehe wir uns im Bad wieder trafen.


Irgendwann und mit Duzenden Hindernissen, die es gibt wenn sich eine Familie auf den Weg in den Tag, saß ich schon mit aufgeblasenen Backen im Auto auf dem Weg in die KiTa. Schnell zurück denn gleich kommt die erste Klientin. Auf manche freute ich mich, bei Anderen fragte ich mich, warum sie den Weg zu mir gefunden hatten. Oft brauchte ich Mittags eigentlich erst einmal Zeit für mich, machte aber statt dessen die Hausarbeit, Büro, holte die Kinder ab, fuhr sie irgendwo hin, schlichtete Streit, las vor, kaufte ein...was Mutti alles so macht.


Nach einer Pause, die jeden Tag unzählige Unterbrechungen durch die Kleinen aufwies, konnte ich mich dann schon an die Vorbereitungen für das Abendessen machen. Nach schnell mal was in die Backen stopfen, dem Versuch des Zuhörers, was wer vom Tag zu erzählen hat, gemeinsam mit meinem Mann Ordnung herzustellen und Kinder bettfertig machen, war ich nur noch froh, auf dem Fell im Kinderzimmer liegen zu können. Am Liebsten würde ich jetzt schlafen aber ich habe versprochen, vorzulesen - wie jeden Abend. Also tat ich es. Und sie wollten so gern noch, dass ich weiterlas. Also tat ich es. Und natürlich dauerte es auch heute wieder eine Ewigkeit, bis unsere Tochter einschlief. Was hatten wir dafür schon alles unternommen. Zurück im Wohnzimmer brachten mich meine Füße gleich ins Bett denn da war nichts mehr an Kraft und Zeit, die ich für uns Beide oder gar für mich hätte einsetzen können. Und am nächsten Tag ging es wieder los.


Immer öfter ertappte ich mich dabei, dass ich mich zwang, mich am nächsten Tag noch mehr anzustrengen, die Dinge schneller zu erledigen, noch klarer zu kommunizieren, noch mehr Konsequenzen zu ziehen wenn die Familienregeln nicht beachtet wurden. Aber es funktionierte nicht. Im Gegenteil: Je mehr ich es tat, umso schlimmer wurde es.


Was ist hier los, fragte ich mich. Nachdem ich schon einmal fast das Zeitliche gesegnet hatte, hatte ich mir geschworen, aufmerksam zu bleiben und genau hinzuschauen, was zu verändern ist damit ich am Leben bliebe. Aber darum ging es schon lang nicht mehr. Es ging um mich. Um meinen Umgang mit mir selbst. Um die Qualen, die ich mir selbst auferlegt hatte. Um das Drama, das ich jeden Tag am Laufen hielt. Mir kamen die Tränen bei der Erkenntnis, dass ich allein es war, die durch ihr Verhalten dafür sorgte, dass alles zu krampfig, anstrengend, ermüdend, aussaugend und einfach nur schwer war.


Immer mehr bekam ich das Gefühl, dass ich klar Schiff machen muss und zwar dringend! Ich schaute mir jeden einzelnen Lebensbereich an, führte mir vor Augen, wie es für mich lief und warum ich weit weg von gut war. Parallel ging mir ein Licht auf: Nicht die Power der Kinder, bestimmte Klienten, mein Mann, die vielen Termine oder das Haus mit all seinen Verpflichtungen machten mir das Leben schwer sondern ich mir! Kennst Du das: Du denkst über einen Aspekt Deines Lebens nach und bemerkst, wie Du Dich vor Dir selbst gleich rechtfertigst denn alles andere könnte ja weh tun...


Aber ich war an dem Punkt, hinzuschauen. Keine Ausreden mehr, kein Schuld abladen und v.a. keine halben Sachen mehr. Ehrliche Fragen - ehrliche Antworten. Nur vor mir und für mich. Denn es kann nicht besser werden wenn Du nicht weißt, wo es genau klemmt und wo Du eigentlich hinwillst. Und siehe da: Ich spürte Erleichterung denn egal, was aus dieser Bestandsaufnahme resultieren würde, es würde ab jetzt anders weiter gehen. Besser. Ich nahm mir Zeit und kreierte mir ein Bild für alle Bereiche, wie ich sie am liebsten hätte und machte mir ganz banal einen Plan für jeden Tag, in dem alles seinen Raum bekam, um gefüttert zu werden. Denn schließlich kann ich nur im Glück ankommen wenn ich beginne, es zu pflanzen. Schon wenige Wochen später bemerkte ich deutliche Veränderungen:


Durch die Zeit, die ich meiner Beziehung einräumte, waren wir viel ausgeglichener im Umgang miteinander. Das Gleiche galt natürlich auch für die Beziehung zu mir selbst. Dem nachzugehen, was mein Körper, Geist und meine Seele brauchten, gab mir Energie zurück. Ich war deutlich fitter und ausgeglichener. Verabredungen und Termine kürzte ich auf ein Mal pro Woche weil es das war, was sich gut anfühlte. Von meinen Kindern lieh ich mir kleine Absperrhütchen. Sie fanden es lustig und mir half es, meine neuen Grenzen wahren zu können. Auch meine Selbständigkeit bleib von den Veränderungen nicht verschont. Ich traute mich durch die wiedergewonnene Kraft, mehr von mir in meine Arbeit einzubringen. Das hatte die wunderbare Folge, dass ich viel mehr Menschen anzog, die meine Arbeit zu schätzen wussten. Somit war ich Mittags nicht mehr ausgelaugt sondern beseelt weil ich tun konnte, wofür ich gemacht bin.


Ein paar kleine Veränderungen am Tag haben große Wirkung. Versuch es mal: Sieh Dir Dein Leben einmal genauer an und frage Dich, wie es werden darf und was Du dafür brauchst. Ich freue mich wenn Du mir von Deinen Erkenntnissen schreibst. Nutze dafür gerne das Formular hier unter dem Reiter Kontakt.


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